Prosuming in der Telekommunikationsbranche: Konzeptionelle Grundlagen und Ergebnisse einer Delphi-Studie

Publikations-Art
Arbeitspapier/Diskussionspapier
Autoren
Frank Köhne, Stefan Klein
Erscheinungsjahr
2004
Serie/Bezeichnung
Arbeitsbericht Nr. 97 des Instituts für Wirtschaftsinformatik, Münster
Abstract

Die Verbreitung neuer Kommunikationsmedien, speziell des WWW, hat den seit längerem beobachtbaren Trend zur Einbeziehung des Endkunden als letztes Glied in die Wertschöpfungskette verstärkt. Das Kunstwort Prosuming oder Prosumer beschreibt die Kombination der Rollen von Konsument und Produzent. Viele der Instrumente der wirtschaftlichen Koordination und insbesondere Maßnahmen zur Spezifizierung, Individualisierung, zum Maßschneidern (customizing) – zusammengefasst unter dem Begriff der Konfiguration von Leistungen – werden dabei über den bekannten Rahmen in der zwischenbetrieblichen Zusammenarbeit hinaus auf Konsumenten ausgedehnt und es entstehen qualitativ neue Möglichkeiten der Individualisierung von Leistungsattributen unter Beteiligung von Konsumenten.<br> Allerdings beschränken sich die bisher realisierten Maßnahmen fast ausschließlich auf Auswahl oder Kombination bereits vom Anbieter vorgegebener Leistungsattribute, z.B. Komponenten einer Reise oder eines PCs, oder vorwiegend administrative Selbstbedienungselements wie die Pflege des eigenen Eintrags in der Kundendatenbank eines Anbieters. Damit wird der Spielraum für die Artikulation von Kundenwünschen und -anforderungen nicht nur anbieterseitig stark vorstrukturiert, sondern auch begrenzt. Weder Produkt- bzw. Leistungsinnovation noch Aneignungsprozesse durch die Konsumenten lassen sich auf diese Weise unterstützen. Trotz dieser Beschränkung geht eine – zum Teil nur latent bewusste – Verschiebung der Rollen von Anbieter und Konsument einher. Während sich auf der einen Seite der Artikulationsspielraum der Konsumenten faktisch (oder auch nur scheinbar) erweitert, wird der Konfigurationsprozess zum Teil als Überforderung erlebt. <br>Der vorliegende Bericht systematisiert verschiedene Formen des Prosuming und erarbeitet einen Klassifikationsrahmen speziell für die computergestützte Konfiguration digitaler Produkte. Innovative Telekommunikationsdienstleistungen wie unified messaging oder locationbased services sind gleichsam der Prototyp computergestützter Konfiguration, da sie kundenindividuelle, situativ differenzierte Einstellungen erfordern, um ihre Leistungen entfalten zu können. Obwohl die verstärkte Einbindung von Kunden in den Konfigurationsprozess die Voraussetzung für die Weiterentwicklung und Verbreitung innovativer Telekommunikations- dienstleistungen ist, sind am Markt erst rudimentäre Ansätze, zumeist in Form von Selbstbedienungs- Portalen, erkennbar. Um diesen wirklichen oder scheinbaren Widerspruch aufzulösen und eine Abschätzung der gegenwärtigen Bedeutung wie der künftigen Potenziale von Konfiguration und Selbstbedienungselementen in der Telekommunikationsbranche zu erhalten, haben wir mit einem Expertenpanel eine Delphi-Studie durchgeführt, deren Ergebnisse im zweiten Teil des Arbeitsberichts vorgestellt werden.

Beteiligte Einrichtungen